Hl. Grab von Kiefersfelden gehört zur Tradition des Volkstheaters

Seit 1809 wird rechtzeitig zur Karwoche in der alten Pfarrkirche von Kiefersfelden das Heilige Grab aufgestellt. Es gehört heute unbestritten zu den schönsten und ältesten in Altbayern und Tirol. Wie auf der Rückseite der obersten Holztafel vermerkt, hat die Theatergesellschaft von Kiefersfelden das Hl. Grab gestiftet. Auf dem Spielplan des heuer vierhundert Jahre bestehenden Volkstheaters standen zu jener Zeit Bibelspiele, Parabelstücke und Heiligenlegenden. Nur 1813 wurde auch noch die Leidensgeschichte Christi, also eine Passion aufgeführt.

Das Heilige Grab von Kiefersfelden zeugt mit seinem kulissenartigen Aufbau von der barocken Freude an der bildlichen Darstellung geistlicher Ereignisse. Eine Freude, die auch in der örtlichen Theaterbegeisterung wurzelt. Etwa 130 von rückwärts beleuchtete, in blau, grün, gelb, orange, rot und violett schillernde Grabkugeln tragen zur ganz besonderen Stimmung bei. „Sein Grab wird herrlich sein“, heißt es in der Bibel zum Tode von Jesus Christus. Entsprechend kunstvoll ist der bühnenartige Aufbau des Hl. Grabes von Kiefersfelden gestaltet. Bemalte Holztafeln bilden die Kulisse aus fünf Bögen. Die schaffen die Illusion einer Raumtiefe hinein in die Grabhöhle. Das gesamte Heilige Grab ist ein Sinnbild des Kreuzestodes Christi und des Sieges über den Tod in der Auferstehung.

Den Auf- und Abbau übernimmt jedes Jahr am Samstag vor Palmsonntag eine gemischte Gemeinschaft von Frauen und Männern aus Kiefersfelden. Es gibt viel zu tun, vom Aufbau der Kulissenteile, dem Mischen der Farben, dem Waschen und Füllen der beleuchteten Glaskugeln, bis hin zum Kirchenputz. Die bis heute bestehende Theatergesellschaft des Volkstheaters Kiefersfelden stiftete vor 209 Jahren das Heilige Grab in der alten Pfarrkirche. Es war der Dank dafür, dass im österreichisch-französischen Koalitionskrieg von 1809 die gefürchteten Tiroler Schützen nicht im grenznahen Kiefersfelden wüteten und der Ort bayerisch geblieben ist.

Hergestellt und bemalt wurde das Heilige Grab durch den Tischlermeister und Maler Josef Kronthaler aus dem benachbarten Erl in Tirol. 1959 wurde es vom Schreiner Franz Schmid und dem Malermeister Konstantin Hahn aus Kiefersfelden grundlegend restauriert.

2009, zum 200-jährigen Jubiläum des Heiligen Grabes von Kiefersfelden, wurde die Bemalung durch die Gebrüder Albrecht und Constantin Hahn ausgebessert. Albrecht Hahn schnitzte zusätzlich einen neuen auferstandenen Heiland, passend im barocken Stil.

Notwendige Restaurierungsmaßnahmen des Hl. Grabes werden bis heute zu gleichen Teilen aus dem Gemeindehaushalt und von der Theatergesellschaft Volkstheater Ritterschauspiele Kiefersfelden fi nanziert.

Die ursprüngliche Tradition eines Heiligen Grabes in Kiefersfelden geht noch weiter zurück als das heutige Altarkunstwerk. Bereits 1696 hatte die Besitzerfamilie des damaligen Schmelz- und Eisenwerk Kiefersfelden, die Grafen Fieger, der alten Ortskirche Hl. Kreuz ein sehr wertvolles Grabkunstwerk gestiftet. Für den Besuch des Heiligen Grabes ist die alte Pfarrkirche von Kiefersfelden von Karfreitag bis Ostermontag zwischen 9 und 18 Uhr geöffnet.