22 Mrz

Herzklopfen vor dem Bronzeguss, das neue Kiefersfeldener Ritterkunstwerk

Dampfend und zischend fl ießt die rotglühende, 1000 Grad heiße Bronzelegierung in die Schamottform. Die hitzige Luft riecht nach geschmolzenem Metall, nach Wachs und dem Schamott. Für Hanno Größl ein archaischer Moment. Es ist das entscheidende und metallene Werden für die zwei Kieferer Ritter. Seit fast einem Jahr lebt der Steinmetz und Steinbildhauer Hanno Größl, aus dem Ort Baiern, Landkreis Ebersberg, nun schon mit seinem Ritterkunstwerk für das Jubiläum 400 Jahre Volkstheater – Ritterschauspiele Kiefersfelden. Anfang April letzten Jahres hatte er von der Gemeinde Kiefersfelden und den Ritterschauspielen den Auftrag bekommen.

„Vor meinen Augen hatte ich von Beginn an die barocke Drehkulissenbühne des Kiefersfeldener Theaterhauses und entwarf zwei große Ritter zwischen den Kulissen, also das prägende Element der barocken Drehkulissenbühne in Kiefersfelden“, erzählt Hanno Größl. Zusammen mit Markus Barthuber, einem befreundeten Bildhauer, begann er sofort mit dem Modellieren der Figuren. Zehn Säcke Gips, das entspricht 400 Kilo, wurden für die zwei jeweils 1,90 Meter großen Ritter verarbeitet. Zwei typische Kieferer Ritter, einer mit Helm und einer mit Hut. Beide zücken ihr Schwert. Rechtzeitig zur Jubiläumsfeier „400 Jahre Volkstheater Kiefersfelden“, am 5. Mai dieses Jahres, müssen sie fertig und in Bronze gegossen sein Die barocken Drehkulissen werden durch je fünf massive Steinplatten aus Nagelfl uh stilisiert, dem typischen Biberstein aus der Inntalgemeinde Brannenburg. Jedes der Elemente ist 2,40 Meter hoch, einen Meter breit und 12 Zentimeter stark. Entstanden sind sie im Brannenburger Nagelfl uhwerk von Anton Feicht. Seit der Bronzezeit, also rund 2200 Jahre vor Christi Geburt, beherrscht die Menschheit das gewerbliche Herstellen von Metallgegenständen aus Bronze, also einer Legierung aus Kupfer und Zinn. Es sind viele und lange Arbeitsschritte bis eine künstlerische Bronzefi gur endgültig enthüllt werden kann.

Aus den in vielen Monaten modellierten Gipsmodellen der beiden Kiefersfeldener Ritter entstanden in mehreren Teilen Silikonformen. In diese zweiteilig zusammenklappbaren Formen wurde eine sechs bis acht Millimeter starke Wachsschicht eingestrichen. Die entspricht der späteren Bronzewandung. Die Hohlräume der so geformten Wachsfi gurenteile wurden mit Schamott, also feuerbeständigem Mörtel verfüllt. Diese Wachsform mit Schamottkern bekam außen herum noch einmal eine Schamottschicht mit Kanälen zum Ausfl ießen des Wachses und gleichzeitigem Einfl ießen der fl üssig heißen Bronze. Die Formen sind in große Holzkästen eingezwängt. Das gesamte Verfahren beim Gießen der Kunstfi guren gibt es in seinen Ursprüngen seit Jahrtausenden.

Nach dem Abschlagen der Schamotteform und dem Reinigen des Äußeren und Inneren werden die je sieben bis acht Teile der beiden Ritterfi guren zusammengeschweißt. Der Steinbildhauer Hanno Größl hat mit dem Anliefern der Gipsfi guren in die kleine Kunstgießerei „Kirchner und Schnappinger“, im oberbayerischen Ascholding bei Dietramszell, das endgültige Werden seines Kunstwerks vertrauensvoll in die Hände der Metallhandwerker gelegt. Die glätten nach dem Zusammenschweißen behutsam die Nähte, achten aber darauf, dass die feinen Strukturierungen des künstlerischen Urmodells erhalten bleiben. „Da ist einfach Leben drin, genauso soll es im Bronze-Guss rauskommen, das ist mir sehr wichtig“, erzählt Hanno Größl, „auch der dunkle graugrünliche Farbton der bronzenen Guss-Haut soll erhalten bleiben. Diese Oberfl ächenfarbe steht für die historischen Figuren der beiden je 220 Kilo schweren Kiefersfeldener Ritter. Ein geschlecktes und aufgehübschtes Äußeres würde nicht zu ihnen passen.“