Bereits 1803 erster Zeitungsbericht über Volkstheater Kiefersfelden

Martin Hainzl traute seinen Augen nicht. Bei seinen regelmäßigen Internetrecherchen in alten Archiven und historischen Quellen entdeckte der Ortschronist von Kiefersfelden und Archivar des Volkstheaters eine kleine Sensation. Im „Kurbaierischen Wochenblatt“ vom 8. Juli 1803 fand sich eine überraschende Überschrift. „Prozession, und Komödie in Kiefersfelden an Tyrol“ und der Bericht endet mit dem Verweis auf eine abendliche Theateraufführung. Der Fund ist ein passendes Geschenk zum Jubiläum „400 Jahre Volkstheater Ritterschauspiele Kiefersfelden 1618 – 2018“.

Das Erstaunen und die Freude von Ortschronist Martin Hainzl über diesen frühen Zeitungsartikel zum Kiefersfeldener Volkstheater ist groß. Galt doch bisher der begeisterte Bericht des Münchner Reiseschriftstellers Ludwig Steub in der „Leipziger Illustrierten Zeitung“ von 1864 als früheste Zeitungserwähnung. „Ich habe bisher in alten Quellen noch gar nichts über die im 19. Jahrhundert üblichen Prozessionen in Kiefersfelden gefunden. Jetzt diese detaillierte Beschreibung einer Heiligenprozession mit dem Sahnehäubchen, dass das Ganze in einer Theateraufführung endete“, freut sich Hainzl. Bisher war im Archiv des Volkstheaters Kiefersfelden für den 3. Mai 1803 nur die feierliche Einweihung einer hölzernen „Theaterschupfn“, nahe der Grenze nach Tirol im Ortsteil Oberthal, verzeichnet. Erwähnt ist dabei in den Annalen die Aufführung von zwei Heiligenstücken.

Da ist der Bericht aus dem Jahr 1803 im „Kurbaierischen Wochenblatt“ über die Aufführung einer „Komödie“ im Anschluss an eine Prozession mit Heiligenfi guren und lebenden Bildern, eine höchst willkommene Ergänzung. Dass unter der Überschrift „Komödie“ dann von den zwei Heiligenstücken „Die Auferstehung Christi“ und „Die Erfi ndung des h. Kreutzes“ die Rede ist, passt zur damaligen Zeit. Als Komödien galten Stücke mit gutem Ausgang, im Gegensatz zu Tragödien, den Trauerspielen. Die frühen Theaterbauten in Kiefersfelden wurden deshalb auch als „Comedihütte“ bezeichnet. Eine Bezeichnung, die sich im Ort teilweise bis heute erhalten hat. Obwohl das Wort Komödie heutzutage nur noch für Lustspiele steht. Lustspiele aber gab es im Kiefersfeldener Volkstheater in den ersten 200 Jahren keine. Damals wurden Heiligen- Legenden- und Parabelstücke gespielt. Ab 1838 begann das Volkstheater dramatische Ritterschauspiele aufzuführen, die zwar meistens ein gutes Ende fi nden, aber keinen Komödiencharakter haben.

„Es war in den ersten 200 Jahren des Volkstheaters Kiefersfelden übrigens durchaus üblich an den sonntäglichen Spielnachmittagen zwei Stücke hintereinander aufzuführen, weil die Heiligenstücke meist nur einen oder zwei kurze Akte hatten“, weiß Ortschronist Martin Hainzl. Der frühe Zeitungsfund aus dem „Kurbaierischen Anzeiger“ dokumentiert die bis heute bestehende Verbindung zwischen Volkstheater und Kirche in Kiefersfelden. Das Stück von der „Erfi ndung des Heiligen Kreuzes“, also das Legendenspiel der Hl. Helena, passt genau zu Kiefersfelden. Sind doch die alte Kirche am Buchberg, erstmals erwähnt 1315, und die 1907 fertiggestellte neue Pfarrkirche beides geweihte Heilig Kreuz Kirchen. Die Legende der Hl. Helena, die in Palästina die drei Kreuze vom Ölberg gefunden haben soll, ist in der Pfarrkirche Hl. Kreuz auf einem großen Deckengemälde über dem Altarraum verewigt. An der alten Hl. Kreuz Kirche findet sich ein Gemälde der Hl. Helena an der äußeren Ostwand.